„A world where I am dancing”

- ein Interview mit Linn Kassner-Dingersen

Linn macht zur Zeit ihren Master in Tanz an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Das Thema Menschenhandel und Prostitution beschäftigen sie schon lange, wobei ihr zunehmender wichtig wurde, das Thema in „ihrer Sprache“ zu beleuchten. Im Zuge ihrer Ausbildung bei der Elevate Dance Company in London hat sie nicht nur ihre Tanzpartnerin kennengelernt, sondern hatte auch die Möglichkeit „Eine Welt in der ich tanze“ zu choreografieren. Schließlich bekam sie die Möglichkeit dieses Duett auf der Tour zu tanzen und damit rund 4000 Menschen zu erreichen.

Warum hast du dich gerade mit dem Thema Menschenhandel und Prostitution auseinander gesetzt?

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Menschenhandel und Prostitution gehen uns alle an. Ich habe das Gefühl, dass wir da gesellschaftlich gerne mal einen blinden Fleck haben. Gleichzeitig habe ich mich selber dabei ertappt, dass wissenschaftliche Abhandlungen mit Zahlen und Fakten mich nicht mehr „schockiert“ haben. Auch wenn ich selber studiert habe, beziehungsweise noch studiere und das wissenschaftliche Arbeiten sehr schätze, fällt es mir deutlich einfacher mich durch meine Kunst auszudrücken.

Auf welche Art und Weise möchtest du Andere für diese Themen sensibilisieren?

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Das besondere an der Kunst ist, dass sie das hervorheben kann, was zwischen den Zeilen steht und einen persönlichen Zugang bietet. Aus diesem Grund ist es mir wichtig nicht oder nur in selten Fällen platt und plakativ zu arbeiten. Viel spannender finde ich es, durch Tanz eine neue Perspektive aufzumachen, bzw. denen die mir zuschauen durch die Bewegung zu zeigen was ich denke, wie ich Texte oder Geschichten interpretiere.

Worum geht es in dem Tanz?

Der Tanz besteht aus verschiedenen Schichten, die ein Ganzes ergeben. Er basiert auf einem Erfahrungsbericht einer Armutsprostituierten aus dem Jahresbericht von Amalie. Ich habe diesen Text als Grundlage genommen, bearbeitet (beispielsweise den Satz „Ich träume von einer Welt in der ich tanze“ immer wieder als Wiederholung eingebaut) und selber eingesprochen. Die zweite Schicht bildet die Musik selber. Basierend auf dem Gospel „O Freedom“ hat eine schwedische Musikerin eine Adaption zum gesprochenen Text eingespielt. Die dritte Schicht bildet der Tanz selber, wobei das Duett den Widerspruch zwischen der Traumwelt und der Realität zeigt.

Was waren die Reaktionen auf deinen Aufführungen?

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Die Reaktionen waren durchweg positiv und ich bin mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen, die selber mit Frauen in der Prostitution in der Stadt arbeiten und sehr berührt waren, dass ich das Thema auf diese Art und Weise behandelt habe. Für einige war es das erste Mal, dass sie mit diesem Thema in Berührung gekommen sind. Am meisten habe ich mich aber über die Leute gefreut, die nach der Show auf mich zukamen und gesagt haben, dass diese Choreographie sie so inspiriert hat, dass sie jetzt aktiv werden wollen. Das stärkste Beispiel ist für mich eine junge Frau, von der ich einige Monate später gehört habe. Sie hat eine Spendenseite auf JustGiving eingerichtet und ist zu Fuß von Newbury nach London gegangen (91 Kilometer, um Geld eine Organisation zu sammeln die sich gegen Menschenhandel einsetzt.

Vielen Dank Linn für deinen unglaublichen Einsatz und deine Leidenschaft, die du in dieses Tanzprojekt investiert hast.


Linn hat außerdem gemeinsam mit einer anderen jungen Frau ein tolles Projekt für Mädchen gegründet. Mit ihrem Projekt #SheDoesFuture wollen sie Mädchen nachhaltig und ganzheitlich in ihrer Persönlichkeit und ihrem Selbstbewusstsein stärken und sie sie schon früh in ihren Talenten und Begabungen fördern. Schaut doch mal vorbei: www.shedoesfuture.org


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