Um was es uns geht

Mit lightup Germany setzen wir uns mit folgenden Themen auseinander:

Menschenhandel und Ausbeutung als globales Problem

Menschenhandel ist kein Phänomen, das nur in Geschichtsbüchern zu finden ist. Heute noch gibt es Menschenhandel in allen Ländern der Welt. Menschenhändler*innen suchen sich oft gezielt Opfer aus, die isoliert leben. Randgruppen, die gut verborgen sind von dem Rest der Gesellschaft und nach Auswegen aus ihrer Notlage suchen. Hierunter fallen Menschen aus großer Armut, Menschen mit Migrationshintergrund ohne Papiere und auch Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen, die wenig Unterstützung erfahren. Vor allem Kinder und Frauen sind besonders von Menschenhandel gefährdet: Laut UN sind von zehn Betroffenen, fünf Frauen und zwei Mädchen. Ein Drittel aller Betroffenen sind Kinder (UNODC 2020). 
Welches genaue Ausmaß Menschenhandel weltweit hat und wie viele Betroffene von Menschenhandel es weltweit gibt, lässt sich nicht genau sagen. Schätzungen gehen von 40 Millionen Menschen aus, die von Menschenhandel und anderen Formen von extremer Ausbeutung (meist zusammengefasst unter dem Begriff moderner Sklaverei*) betroffen sind und die auf unterschiedlichste Weise ausgebeutet und in ihren Menschenrechten verletzt werden (ILO/IOM/Walk Free Foundation 2017). Laut dem Global Report on Trafficking in Persons 2020 der UNODC, wurde 2018 die Hälfte der weltweit entdeckten Betroffenen von Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung gehandelt - ein Großteil der Betroffenen waren Frauen und Mädchen (UNODC 2020).

© lightup Germany e. V. 

Das Copyright und die Nutzungsrechte der Erklärfilme liegen bei lightup Germany e. V.. Die Filme dürfen von anderen Organisationen nur nach schriftlicher Genehmigung und unter Nennung von lightup Germany e. V. als Urheber verwendet werden. Weitere Infos und Anfrage zur Nutzung per E-Mail (info@lightup-movement.de)

Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung und die Loverboy-Masche in Deutschland

In Deutschland wurden laut offizieller Statistik des Bundeskriminalamts im Jahr 2019 insgesamt 427 Betroffene zum Zweck sexueller Ausbeutung identifiziert - allerdings wird von einer viel höheren Dunkelziffer ausgegangen. 81 der Betroffenen sind durch die sogenannte Loverboy-Masche in die Prostitution geraten (BKA 2020). Hierbei täuscht ein junger Mann, der sogenannte Loverboy, meist Mädchen und jungen Frauen eine Liebesbeziehung vor. Er macht sie emotional von sich abhängig und isoliert sie von ihrem Umfeld, um sie anschließend nach und nach in die Prostitution zu zwingen. Dabei spielt das Internet eine besondere Rolle, denn die Täter kontaktieren häufig die jungen Frauen über soziale Netzwerke bzw. Dating-Portale (GFMK 2020).

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(Armuts-/Elends-)Prostitution in Deutschland

Aber auch wenn niemand hinter einer Person steht, der sie direkt in die Prostitution zwingt,  drängen häufig Notsituationen (z. B. finanzieller Art) und andere Zwänge (z. B. Drogenkonsum) meist junge Frauen in die Prostitution. Aufgrund von Perspektivlosigkeit im Heimatland und wirtschaftlichen Zwängen kamen insbesondere seit den EU-Osterweiterungen 2004 und 2007 vermehrt junge Frauen aus südosteuropäischen Ländern, vor allem Bulgarien und Rumänien, nach Deutschland, um hier der Prostitution nachzugehen. Der Armut folgt die Armutsprostitution -  sie haben sich diese Tätigkeit meist nicht gezielt ausgesucht, sondern sind aufgrund von fehlenden Optionen hineingeraten (Angelina/Schreiter 2018). So wurde auch in einem vom Bundesfamilienministerium in Auftrag gegebenen Berichts betont, dass sich viele Prostituierte in einer schwierigen sozialen Situation und psychischen Verfassung befinden und es daher fraglich ist, ob sie sich wirklich frei für oder gegen diese Tätigkeit entscheiden konnten (BMFSFJ 2007).

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Arbeitsausbeutung weltweit

Aber nicht nur in der Sexindustrie, sondern auch in anderen Bereichen, wie z. B. der Lebensmittel- oder Textilindustrie, findet Menschenhandel und Ausbeutung statt. 2018 waren laut UNODC weltweit rund 38 % aller Opfer von Menschenhandel von Zwangsarbeit betroffen (UNODC 2020). Am 24. April 2013, als das Rana Plaza Gebäude in Bangladesch einbrach und 1138 Menschen starben, wurden die prekären Bedingungen von vielen Textilarbeiter*innen vermehrt öffentlich bekannt und politisch diskutiert. Denn in dieser Fabrik wurde auch für verschiedene weltweit bekannte Modelabels produziert (Fashion Revolution o.J.). Laut einer Studie der Ethical Trading Initiative halten 71 % der befragten Textilunternehmen Arbeitsausbeutung innerhalb ihrer Fabrik für möglich (Ethical Trading Initiative 2015).

Mehr Infos zum Thema Menschenhandel, Prostitution sowie die Missstände in der Modeindustrie findet ihr in unserer „Informiere dich” Rubrik z. B. unter Hard Facts.


Mit lightup wollen wir als junge Generation diese Missstände und Menschenrechtsverletzungen beleuchten und uns für Veränderungen stark machen.

Erfahre mehr über unsere Vision, wie wir diese erreichen wollen und welche Werte unsere Arbeit prägen.


Quellen & Anmerkungen:

* Hierbei handelt es sich um keinen rechtlich definierten Begriff, sondern um einen Sammelbegriff  einzelner Rechtsbegriffe, die die Ausbeutung einer Person beschreiben, in die sie durch Drohungen, Gewalt, Zwang, Täuschung und/oder Machtmissbrauch gezwungen wird. Damit erfasst der Bericht u. a . Zwangsarbeit, Schuldknechtschaft oder auch Zwangsverheiratung.

Angelina, C. & Schreiter, L. (2018): Ein Milieu im Wandel – Zugänge zum Thema Prostitution. In Angelina, C., Piasecki, S. & Schurian-Bremecker, C. (Hrsg.): Prostitution heute: Befunde und Perspektiven aus Gesellschaftswissenschaften und Sozialer Arbeit (S. 127-154). Baden-Baden: Tectum.

BKA (Bundeskriminalamt) (2020): Bundeslagebild Menschenhandel 2019. Letzter Zugriff am 21.05.2021 unter https://bit.ly/3bIK9S4.

BMFSFJ (Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) (Hrsg.) (2007): Bericht der Bundesregierung zu den Auswirkungen des Gesetzes zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten (Prostitutionsgesetz – ProstG). Letzter Zugriff am 27.04.2021 unter https://bit.ly/3ynYCgd.

Ethical Trading Initiative (2015): Study gives insight into company responses to modern slavery. Letzter Zugriff am 21.05.2021 unter https://bit.ly/342ukRZ.

Fashion Revolution (o.J.): Why we need a Fashion Revolution. Zugriff am 06.04.2019 unter https://bit.ly/2HzmOEF

GFMK (Gleichstellungsministerkonferenz) (2020): Beschlüsse und Entschließungen der Sonderkonferenz am 25.Juni 2020. Letzter Zugriff am 21.05.2021 unter https://bit.ly/3TeBXNA.

ILO/IOM/Walk Free Foundation (2017): Global Estimates of Modern Slavery: Forced Labour and Forced Marriage - Executive Summary. Letzter Zugriff am 21.05.2021 unter https://bit.ly/3oEG5I2.

UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime/ Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung) (2020): Global Report on Trafficking in Persons 2020. Letzter Zugriff am 21.05.2021 unter https://bit.ly/3hIH08E.