Warum existiert Bacha Bazzi in Afghanistan noch immer?

Bacha Bazzi bedeutet wörtlich "Jungenspiel", bei dem ein Kind von älteren und jugendlichen Männern sexuell missbraucht wird. Es wird hauptsächlich in Nordafghanistan praktiziert, findet sich als Tradition aber auch in anderen Teilen Afghanistans wieder. Oft sind die Jungen für Bacha Bazzi um die neun Jahre alt oder sogar noch jünger, werden in Frauenkostüme gekleidet, manchmal auch geschminkt und gebeten, auf Partys und Hochzeiten zu tanzen. Aus diesem Grund werden diese Jungen auch die „tanzenden Jungen“ genannt. In den nördlichen Provinzen sind viele Bacha Bazzi-Händler die Anführer/innen der Lokalgemeinde und in den südlichen Provinzen häufiger Polizei-, Militär- und lokale Regierungsbeamte.

Laut dem TIP-Bericht der US-Regierung über Menschenhandel vom Juni 2020 wird die afghanische Regierung auf Tier 3 herabgestuft, da sie die Mindeststandards für die Beseitigung des Menschenhandels nicht vollständig erfüllt und keine wesentlichen Anstrengungen unternimmt, um dies zu tun. Dabei ist der Brauch der Bacha Bazzi ein unglaubliches Verbrechen gegen die Menschen- und Kinderrechte und eine Form von Menschenhandel und Kinderprostitution.

Bacha Bazzi ist eine jahrhundertealte Tradition. Dieser Brauch ist aber nach afghanischem Recht illegal. Die Strafverfolgungsbemühungen der Regierung in dieser Angelegenheit sind jedoch ineffektiv und langsam. Justizbeamte, die für Fälle von Bacha Bazzi verantwortlich sind, werden oft eingeschüchtert und korrupt. Darüber hinaus haben Strafverfolgungs- und Justizbeamte weiterhin ein begrenztes Verständnis des Menschenhandels. Außerdem wendet die Regierung keine systematischen Verfahren zur Identifizierung von Opfern an.
In den meisten Fällen befürchten die Opfer auch, aufgrund der Bestrafung durch die Strafverfolgungsbehörden und der Androhung von Vergeltungsmaßnahmen durch Menschenhändler/innen, Bericht zu erstatten. Das mit dem Menschenhandel verbundene Stigma verhindert ebenso, dass die Mehrheit der Opfer des Menschenhandels ihre Fälle vorbringen.
Einige afghanische Menschenhändler/innen schmuggeln afghanische Jungen nach Deutschland, Ungarn, Mazedonien und Serbien für Bacha Bazzi. Viele Familien wählen auch freiwillig den Weg der Bacha Bazzi für ihre Söhne, da sie in finanziellen Nöten sind. Eine weitere Herausforderung der Beamten/innen auf die verschiedenen Regionen zuzugreifen und die Gesetze durchzusetzen, ist die allgemeine Sicherheitslage in Afghanistan.

Aus all diesen Gründen werden afghanische Kinder in naher Zukunft leider immer noch des Bacha Bazzi ausgesetzt sein.

Viele geflüchtete Jungs und Männer, die aus Afghanistan nach Deutschland kommen, bieten sich in Städten wie Berlin oder Frankfurt auch weiterhin als sich Prostituierende für wenige Euro an, teilweile für nur 20 bis 30 Euro.

Das Leben eines jeden Menschen ist wertvoll und achtbar, daher muss diese afghanische Tradition dringend abgeschafft werden und geflüchteten Jungs und Männern Alternativen in Deutschland aufgezeigt werden, so dass sie sich nicht gezwungen fühlen ihre Körper aus Not zu verkaufen.

 

Geschrieben von Selsela


Quellen Text:

Focus (2017): In Deutschland sind 90 Prozent der männlichen Prostituierten Migranten. Zugriff am 13.10.2020 unter https://www.focus.de/politik/deutschland/trauriges-schicksal-in-deutschland-sind-90-prozent-der-maennlichen-prostituierten-migranten_id_7163449.html.

Pehrson, J (2019): Muhammad war Kinder-Sexsklave, doch jetzt droht ihm die Abschiebung. Zugriff am 13.10.2020 unter https://www.vice.com/de/article/yw8md5/bucha-bazi-in-pakistan-muhammad-war-kinder-sexsklave-die-behorden-wollen-ihn-abschieben.

U.S. Department of State (2020): Trafficking in Persons Report 20th Edition. Zugriff am 13.10.2020 unter https://www.state.gov/wp-content/uploads/2020/06/2020-TIP-Report-Complete-062420-FINAL.pdf